♡ Ein Zaubertrick für mehr Zeit

Zusammenfassung: In diesem Text erfährst du, wie ich durch Achtsamkeit in stressigen Zeiten meine Liebe so zeigen kann, dass mein Kind sie auch gut spürt. Außerdem wird erklärt, was Achtsamkeit ist und es geht um die Ankunft eines Geschwisterkindes.


Ist es möglich, zwei Kinder gleichermaßen zu lieben?

Wie ihr mittlerweile wahrscheinlich wisst, habe ich zwei Söhne. Schon zu Beginn der Schwangerschaft und so ziemlich bis kurz nach der Geburt habe ich mir sehr viel Gedanken darüber gemacht, wie das eigentlich gehen soll, zwei Kinder zu lieben. Und wie das mit der gerechten "Verteilung" der Liebe funktionieren soll. Ich konnte es mir einfach nicht vorstellen. Würde ich dem Großen etwas wegnehmen? Würde es überhaupt möglich sein, noch einmal jemanden so sehr zu lieben?
Ich bin sehr dankbar, dass mir zu diesem Thema ein tolles Buch in die Hände gefallen ist: In "Peaceful Parent, Happy Siblings" erklärt Laura Markham, wie wichtig es ist, das Geschwisterverhältnis aktiv positiv zu gestalten. Z.B. indem man die Kinder nicht vergleicht, Aufmerksamkeit nicht gerecht, sondern nach dem individuellen Bedarf verteilt, und die Geschwister dazu anregt, sich immer wieder gegenseitig kleine Gefallen zu tun.

Wie man Liebe gerecht verteilt

Am wichtigsten für mich und meine Ängste zum Thema "Liebesverteilung" war damals aber die Erkenntnis, dass es möglich ist, zu sagen: "Du bist mein liebster, mein einziger Hein, meine liebste, meine einzige Jette, niemanden könnte ich jemals mehr lieben als dich" Unser Gehirn ist so daran gewöhnt zu vergleichen, zu kategorisieren und nach "kleiner" und "größer" zu sortieren, dass uns dieser Gedanke irgendwie schwer fällt. Aber es stimmt: Ich kann jedes meiner Kinder über alles lieben. Wenn beide Gläser randvoll sind, ist eben nicht eins "voller" als das andere. Von der "Verteilung" von Liebe zu sprechen, verkennt die Natur der Liebe selbst. Liebe ist nicht wie Milch oder Murmeln und auch nicht wie Aufmerksamkeit oder Zeit. Sie funktioniert nach ihren eigenen Regeln, ist nicht zählbar, nicht teilbar und nicht endlich.

Service ist keine Liebe

Anders ist es natürlich mit Ressourcen wie Zeit, Geld, Aufmerksamkeit und Serviceleistungen, die ich meinen Kindern widmen kann und möchte. Brote schmieren, hausgemachte Knödel und selbstgekochten Brei servieren, große Ausflüge ins Freibad oder in den Zoo, beim Anziehen oder Aufräumen helfen, an der Rutsche Händchen halten, irgendwelche Dinge hinter Kindchen hertragen, oder für jedes "Maamaa" ansprechbar sein: All das ist mit zwei Kindern weniger möglich als mit einem und mit drei, vier oder mehr Kindern noch weniger. Auch das Geld ist vielleicht knapper und die teure Jacke, die coolen Schuhe oder der Strandurlaub müssen günstigeren Alternativen weichen. Aber das ist nicht schlimm! Denn auch wenn all dieser "Service" zwar schön und zum Teil auch wertvoll ist, auch wenn ich das alles "aus Liebe" mache, ist Service doch keine Liebe. Auch wenn Kinder (genau wie Erwachsene) sich sehr schnell an Serviceleistungen aller Art gewöhnen und dann natürlich protestieren, wenn diese wegfallen, heißt das nicht, dass sie unter Liebesentzug leiden.

Entthronung

Dennoch ist der Schmerz der älteren Kinder, wenn ein neues Familienmitglied geboren wird, natürlich real.  Es kann wohl jede(r) mit mehr als einem Kind dazu zahlreiche Geschichten beitragen: Aggression, Heulerei, Regression (Schnulli und Windeln kommen zurück), Zerstörungswut und Rückzug. Eins oder mehrere Symptome gibt es immer. Mein Kind sagt: "Ich finde es gerade anstrengend und schwierig, mich an die neue Situation mit meinem Geschwisterkind zu gewöhnen". Das ist vollkommen ok (wenn auch sehr anstrengend) und je gelassener ich damit umgehen kann, desto besser. Denn wenn Mama und Papa gelassen bleiben, senden sie die Botschaft, dass alles ok ist, auch wenn mein Inneres gerade in Aufruhr ist.

Ein Trick für mehr Zeit

Nicht nur die Geburt eines Geschwisterkindes, auch ein Umzug, veränderte Arbeitsverhältnisse in der Familie, Trennung, Krankheit, Tod und viele andere Faktoren können dafür sorgen, dass ich auf einmal oder ganz generell wenig Zeit für mein Kind habe. In Familien ist Zeit – zumindest für einen der Partner – eigentlich immer ein kostbares und knappes Gut. Zum Glück gibt es einen einfachen und extrem wirkungsvollen Trick, um das meiste aus der verbleibenden Zeit herauszuholen: Achtsamkeit. Denn wie oft ertappe ich mich dabei, dass ich eigentlich eine Menge Zeit mit meinen Kindern verbringe, aber davon nur sehr wenig wirklich ganz "da" bin. Vielleicht denke ich an den Einkauf oder daran, wo wir als nächstes hingehen. Mache den Haushalt, mir Sorgen über dieses oder plane jenes, unterhalte mich, "multitaske". Vom Handy und anderen elektronischen Ablenkern mal ganz zu schweigen. Wenn ich nur einen klitzekleinen Teil dieser Zeit nicht nur mit meinem Körper, sondern auch mit meinen Gedanken wirklich ganz im Moment bei meinen Kindern bin, macht das schon einen großen Unterschied.

Was ist Achtsamkeit?

Um zu verstehen, was Achtsamkeit ist, habe ich mal beobachtet, wie viel ich eigentlich von meinem Frühstücksbrot an einem normalen Morgen bewusst gegessen habe. Die Hälfte? Ein Viertel? Ehrlich gesagt wahrscheinlich weniger. Ich füttere meinen Kleinsten, schneide Brot für den Großen, plane mit meinem Mann zwischendurch den Tag, schaue auf die Uhr, schlichte Streit, koche Kaffee, hänge meinen Gedanken nach... Um in den Autopilot-Modus zu verfallen, braucht es nicht einmal eine stressige Umgebung. Z.B. bei der Arbeit am Computer: Ich schaue aus dem Fenster, denke an die fehlende Milch im Kühlschrank oder unseren nächsten Urlaub und bemerke erst Sekunden später, dass ich gar nicht mehr bei der Sache bin. Das ist ganz normal. Seinen Geist längere Zeit ganz im Hier und Jetzt zu fokussieren, braucht tatsächlich Übung. Empfohlen wird zum Beispiel Meditation. Aber es geht auch viel einfacher, wenn man Kinder hat. Denn Achtsamkeit ist der stärkste Ausdruck von Liebe, den wir kennen. Um diesen Zustand im Alltag herzustellen, muss ich gar nichts "machen". Es geht vielmehr darum, einfach "da zu sein". Das  nimmt nicht viel Zeit in Anspruch, ist nicht kompliziert zu lernen, es entspannt und stärkt sogar mein Immunsystem:
Ich setze oder lege mich einfach ruhig zu meinem spielenden Kind, so dass ich es auf Augenhöhe sehen kann. Ich störe nicht, sage nichts, schlage nichts vor, betrachte es einfach ganz intensiv. Die Farbe seiner Haare, die Rundung seines Kinns. Ich höre auf seinen Atem, das Klackern der Eisenbahn auf den Schienen. Ich werde still und wenn sich unser Blick trifft, spürt mein Kind auch ganz ohne Worte: "Es ist ganz unmöglich, jemanden mehr zu lieben als ich dich liebe, mein Kind!"


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Daniel J. Siegel: "Achtsame Kommunikation mit Kindern"

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